Am vergangenen Sonntag, Nikolaus, sind wir einer schon älteren und liebgewordenen Tradition unserer Familie gefolgt und haben uns zum Nikolausessen bei meiner Tante in Groß-Gerau getroffen. Nun ist meine Tante eine tolle Frau, aber sie hat es nicht so mit Felltieren und dazu gehört per Definition auch Onkel Heinz. Außerdem ist ihr Haus nicht wirklich hundesicher. Also, ich meine, dackelsicher wäre es schon, aber sagen wir so: das Haus ist nicht boxertauglich. Aber von hier bis Groß-Gerau fahren wir schon ne gute dreiviertel Stunde, mit Essen, zusammen sitzen, etc. sind ganz schnell mal 5 Stunden vorüber. So lange kann Onkel Heinz noch nicht alleine bleiben. Das heißt, er könnte schon, allerdings müssten wir danach im besten Fall renovieren, im schlimmsten Fall neu bauen. Also was tun?
Nun, da Onkel Heinz sehr gern Auto fährt (wie wohl fast alle Boxer) und sich in seiner Autobox samt Kuscheldecke sehr wohl fühlt, haben wir ihn also mitgenommen und im Auto warten lassen. Kein Problem für unseren tollen Hund, er war - wie wir das von ihm kennen - super brav. Nach dem Hauptgericht, vor dem Nachtisch, haben wir ihn aus dem Auto geholt um ein Stückchen mit ihm spazieren zu gehen. Nun hat es die letzten (gefühlten) 700 Millionen Tage mehr oder weniger am Stück geregnet. Groß-Gerau liegt mitten in einem Spargelanbaugebiet, das heißt, dort gibt es diesen schönen, dunkelbraungrauen Lehm-Sand-Boden. Aber kein Problem, es gibt nahe am Haus meiner Tante einen betonierten Weg, den man nehmen kann. Super ausgestattet, sogar mit Hundeüberbleibseltüten am Anfang und einem Abfalleimer. Ehrlich klasse, muss man sagen.
Am Rand dieses Weges haben wir einen fast gleichaltrigen Australian Shepherd getroffen. Der Besitzer fragte schon fast flehentlich, ob wir die zwei nicht ein bisschen zusammen laufen lassen können, damit sie ein bisschen spielen können, ist gut für die Sozialisierung. Ja aber natürlich können wir. Das ist ja eine unglaublich glückliche Fügung. So kann Onkel Heinz nach der Langeweile im Auto doch gleich noch ein bischen toben und sich auslasten. Nun, das haben die zwei auch getan, ausgiebig. Unschön wurde es erst, als die beiden anfingen, sich gegenseitig auf den Rücken zu werfen...
Meine Güte, Onkel Heinz sah aus wie ein Wildschwein. Die Farbe passte original, die Fellbeschaffenheit auch. Wir haben dann versucht, ihn im Garten meiner Tante ein bisschen mit dem Schlauch abzuspritzen... fand er nicht witzig, wollte er nicht mitspielen. Das Wasser war kalt und das hat ihm vorne und hinten nicht gepasst. Naja, also haben wir ihn nur so gut es ging abgetrocknet. Das Handtuch war anschließend klatschnass und - richtig - braungrau. Ich weiß nun, wieso diese Modefarbe "schlamm" heißt. Ich kann sie nachmachen...
Wieder zu Hause angekommen war Onkel Heinz dann zwar richtig getrocknet, aber wenn man ihn angefasst hat, fühlte er sich doch sehr eigenartig an. Die Hände fühlten sich danach an, als hätte man sie eingekalkt, um nicht vom Reck abzurutschen. Und unser Onkel Heinz ist normalerweise so ein streichelzarter Hund. Also haben wir uns sehr schweren Herzenz entschlossen, ihn in die Badewann zu stellen und mit klarem Wasser abzuspülen. Shampoo hab ich nicht (also ich mein, keins für Hunde) und hielt ich auch nicht für notwendig. Aber nach unserer Erfahrung im Garten meiner Tante war ich sehr skeptisch. Also ist Karsten mit Onkel Heinz in die Badewanne gestiegen, ich hab ein riesiges Handtuch vor der Badewanne ausgelegt und habe mit weiteren Handtüchern bewaffnet vor der Badewann Wache gehalten, falls Onkel Heinz türmt...
Aber was soll ich sagen? Er hat uns zwar angeschaut, als wollten wir ihn lynchen und hat uns deutlich gezeigt, WIE gemein wir zu ihm sind, dass wir ihm sowas antun, aber das Abspülen mit lauwarmem Wasser in einer gepflegten Umgebung scheint ihm dann doch deutlich weniger auszumachen als das Abspritzen mit dem Gartenschlauch im Freien. Er hat es tapfer über sich ergehen lassen :-D Und nun ist er wieder unser streichelzarter Boxer und wir sind einmal mehr begeistert von diesem wundervollen Hund... :-)